Lehrabgängerumfrage 2023 - Interesse an Weiterbildung gross


Bildung Verband

Diesen Sommer führte carrosserie suisse eine umfassende, repräsentative Umfrage unter den Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern durch. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu dienen, die Berufswahlkonzepte und -unterlagen, die Ausbildung an den drei Lernorten Betrieb, ÜK und Berufsfachschule sowie Lern­inhalte weiter zu optimieren.

Die Umfrage wurde via Lehrpersonen der Berufsschulen den 561 Lernenden im Abschlussjahr zugestellt. Insgesamt nahmen 211 Lernende aus drei Landessprachen an der Umfrage teil, wovon 183 Lernende eindeutig angaben, dass sie den Beruf Carrosserielackierer/-in EFZ, Carrosseriespengler/-in EFZ, Fahrzeugschlosser/-in EFZ oder Lackierassistent/-in EBA erlernten. Die Antworten der restlichen 28 Lernenden wurden lediglich in die Gesamtstatistik aufgenommen.

Umfeld entscheidend für Berufswahl

Die Berufswahl wird in erster Linie durch Familie, Freunde und Bekannte geprägt. Die Attraktivität von Betrieben ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Suche nach einer Lehrstelle. Als wichtig erachtet werden auch Meisterschaften, die als Schaufenster für Jugendliche dienen. «Es lohnt sich daher, Auftritte während Berufsmeisterschaften weiter auszugestalten», erklärt Thomas Rentsch, Verantwortlicher Bildungspolitik bei carrosserie suisse.Ebenfalls zentral bei der Berufswahl sind Schulen. Lehrpersonen möchten Schülerinnen und Schüler an geeignete Betriebe vermitteln. Eine noch stärkere Zusammenarbeit von Betrieben und Schulen, etwa für Ausstellungen, ist voranzutreiben. Hier sind kreative und auf regionale Gegebenheiten anpassbare Konzepte gefragt.Nach der Wahl des Berufs folgt die Wahl des Arbeitsortes. «Die befragten Lernenden entschieden sich vor allem aufgrund des Betriebsklimas, eines angenehmen Weges zum Arbeitsplatz sowie der gelungenen Schnupperlehre für einen Betrieb. Diese Kriterien sind verständlich. Wir als Verband setzen uns im regelmässigen Austausch mit Betrieben dafür ein, dass vor Ort das Betriebsklima auch hinsichtlich der Suche nach neuen Fachkräften gefördert wird», betont Rentsch. Bei den Schnupperlehren reicht es nicht, sie irgendwie zu gestalten, sondern sie müssen durchdacht begleitet werden, sodass beide Seiten die nötigen und korrekten Erkenntnisse daraus ziehen können. Da Jugendliche auf einen guten Teamgeist ansprechen, lohnt es sich, diesen auch in der Schnupperlehre spürbar zu machen.

Lernende mehrheitlich zufrieden mit Beruf

Die Befragten bestätigten bereits bekannte Trends. Über alle Berufe hinweg gesehen dürfen wir festhalten: Die Befragten fühlen sich grundsätzlich wohl mit ihrem gewählten Beruf. Bei den Carrosseriespenglerinnen und -spenglern ist die Arbeit besonders spannend, wenn die Lernenden bereits in der Ausbildung das ganze Spektrum an Aufgaben bearbeiten können. «Hier sind die Betriebe gefordert, ihren Lernenden Vertrauen zu schenken und sie zu fordern und zu fördern. Allerdings sollte die Messlatte nach der Grundbildung nicht zu hoch angelegt werden. Der zweite Teil des Kompetenzerwerbs geschieht durch das Sammeln und Verarbeiten von Erfahrungen. Dies muss beim Anstellen von Lehrabgänger/-innen unbedingt beachtet werden», so Thomas Rentsch.Weiter hielten besonders die befragten Fahrzeugschlosserinnen und -schlosser fest, dass sie stolz auf ihren Beruf seien. Mögliche Gründe liegen in den Umständen, dass der Schweizer Fahrzeugbau allgemein gut organisiert ist und Fachkräfte regelmässig mit Sonderanfertigungen in Kontakt kommen. Diese Aufgaben tragen zur Identifikation mit dem Beruf bei. Im Bereich der Carrosserielackiererei ist der Berufsstolz noch ausbaufähig. Eine Möglichkeit, diesen zu verstärken, besteht laut Reto Hehli darin, den Fachkräften mehr Verantwortung zu übertragen. Der (abtretende) Leiter der Abteilung Berufsbildung beim Branchenverband weiter: «Viele lernende Carrosserielackiererinnen und -lackierer arbeiteten laut Umfrage unter ihrem Potenzial. Ausserdem ist das Betriebsklima in den Werkstätten zu optimieren, da der Umgangston laut Rückmeldungen häufig eher rau ist.» Bemängelt wird auch, dass die Berufsbildenden oft zu wenig Zeit für die Betreuung der Lernenden haben.

Zwei Drittel bleiben nach Grundbildung im Beruf

Rund 70 Prozent der Befragten meldeten, nach der Grundbildung im Beruf bleiben zu wollen. Ihr Interesse an Weiterbildung und den damit verbundenen Perspektiven ist gross. «Mögliche Weiterbildungen tragen nicht nur zur Identifikation mit dem Beruf bei, sondern helfen den Carrossiers und Fahrzeugschlosserinnen und -schlossern auch, sich fachlich weiterzuentwickeln», präzisiert Thomas Rentsch. Die Branche sehe sich einem stetigen technischen Wandel ausgesetzt. Die stetige Auffrischung des Fachwissens sei für erfolgreiche Betriebe daher entscheidend. Rentsch unterstreicht hierbei: «Wichtig ist neben der Vermarktung von entsprechenden Lehrgängen durch den Verband auch die Förderung von Weiterbildung durch den Betrieb selbst. Ein Betrieb könne Mitarbeitenden durch das Zusprechen von Weiterbildungen und danach erweiterten Verantwortungen das Vertrauen aussprechen. So gelingt es oftmals, in Kombination mit einer menschenfreundlichen Betriebskultur das Personal längerfristig zu binden.»

Interessiert an exklusiven Informationen rund um die Carrosserie- und Fahrzeugbranche?