Am 30. Juni 2025 feierte die Sektion Ostschweiz die jungen Profis, die das Qualifikationsverfahren (QV) bestanden haben – und für Glanz und Sicherheit auf unseren Strassen sorgen. Für einen Abend verwandelten sich die Aula des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums St. Gallen und die Kantine in ein Festlokal der Extraklasse. Über 250 Personen liessen sich verwöhnen.
«Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!» Mit diesen Worten eröffnete Peter Schubiger, Fachbereichsleiter der CLA-Berufsfachschule GBS St. Gallen und Vorstand der Sektion Ostschweiz, die QV-Feier 2025 – und ergänzte: «Eine Berufslehre bedeutet: Machen, anpacken, lernen, ausprobieren, verbessern.»
Nicht nur das grosse Ganze, sondern jedes Detail zähle – besonders in der Carrosseriewelt. «Hier braucht es Genauigkeit, Sorgfalt und ein Adlerauge für Perfektion. Wer ein Handwerk beherrschen will, muss üben, durchhalten und an sich feilen.» Genau diese Mentalität hätten die Absolventinnen und Absolventen verinnerlicht. «In der ganzen Branche stehen euch die Türen offen», rief Schubiger den jungen Talenten zu. Er erntete kräftigen Applaus.
Mit dem Herzen lernen
Michael Bossart, stellvertretender Rektor des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums GBS St. Gallen, setzte schmunzelnd fort: «Heute schwitzen nicht nur die Absolventinnen und Absolventen, sondern wir alle.» Der Saal lachte – die sommerlichen Temperaturen waren spürbar. Dann wurde Bossart persönlicher: «Als ich in Basel mit meinem Auto den Randstein küsste und den Frontspoiler demolierte, war ich heilfroh, dass es euch gibt.» Die saubere und professionelle Arbeit habe ihn beeindruckt. «Und wer weiss, vielleicht landet mein Auto ja wieder einmal bei euch», witzelte er weiter.
Dann schlug Bossart einen ernsteren Ton an: «Für eine herausragende Leistung braucht es Zutaten: mentale Stärke, gefestigtes Wissen, Fleiss – und Leidenschaft.» Wichtig sei dabei, das Wissen durch Fleiss ins Langzeitgedächtnis zu übertragen. «Wer mit dem Herzen dabei ist, lernt viel einfacher», betonte Bossart und gratulierte den frischgebackenen Berufsleuten: «Ihr habt den Penalty versenkt! Eure Pflicht ist erfüllt, jetzt beginnt die Kür!»
Wissen repetieren und vertiefen
Die drei Absolventen mit den besten Abschlüssen – Fahrzeugschlosser Dominik Meyerhans von der Eschler Fahrzeugbau AG in Bronschhofen SG sowie die Carrosserielackiererinnen Sophie Sanchez von der Eugster AG CarCenter in Thal SG und Jessica Kolb aus den Reihen der Carrosserie Experten AG in St. Margrethen SG – bestätigten unisono, was sie von den Bildungsprofis hörten. Alle drei hatten sich sorgfältig auf die Prüfungen vorbereitet.
«Ich war nicht immer eine gute Schülerin. Aber unser Lehrer erklärte alles sehr gut. So machte ich stets Notizen, dann Zusammenfassungen und repetierte den Stoff frühzeitig. Das half mir enorm», verriet etwa Jessica Kolb. Eine solche Herangehensweise dürfte als Vorbild für künftige Kandidatinnen und Kandidaten dienen.
Schlüssel verloren, Prüfung bestanden!
Bei den praktischen Prüfungen wurde den jungen Berufsleuten viel abverlangt. Die Schlosser mussten innert 24 Stunden aus einem Haufen Material ein funktionsfähiges Objekt zaubern: Schweissen, Polieren, Elektronik und Pneumatik waren gefragt – genauso wie Improvisation. «Die Werkzeugkisten sind stets verschlossen. Ungeschickterweise verlor ein Kandidat den Schlüssel. Kurzerhand knackte er das Schloss mit einer Trennscheibe und arbeitete weiter», erzählte der Chefexperte der Schlosser mit einem Augenzwinkern.
Das Können der 14 Carrosseriespengler wurde an drei Posten geprüft – unter anderem an einem verbeulten Kotflügel und bei einem Scheibenersatz. Derweil mussten die Lackierassistenten vier Arbeiten ausführen und zeigen, dass sie einen Radwechsel sowie das Reinigen der Lackierpistolen fachmännisch beherrschen.
Wer stehen bleibt, wird überholt
Die Carrosserielackierer wiederum arbeiteten 21 Stunden, verteilt auf drei Tage. «Wir testen auch den Durchhaltewillen», erklärte Fabian Eugster, Präsident der Sektion Ostschweiz. Allerdings hätten sich die Absolventinnen und Absolventen auch selbst geformt, mit fettigen Fingern, Schweissstaub in der Nase und einer wachsenden Feinmotorik. «Jetzt gilt es erst recht, Verantwortung zu übernehmen. Wir brauchen dringend Nachwuchs. Aber denkt daran: Wer stehen bleibt, wird überholt.»
Die gute Nachricht: Es gibt unzählige Weiterbildungsmöglichkeiten – die Türen zu spannenden Karrieren stehen weit offen. Schliesslich freuten sich alle auf den letzten Akt des QVs: das Zuprosten auf die Zukunft bei einem reichhaltigen Apéro mit Familien und Freunden.