Das diesjährige Meeting der globalen Vereinigung der führenden nationalen Carrosserieverbände AIRC führte die Landesvertreter in die Niederlande. Nebst der Bestätigung, dass alle Märkte denselben Herausforderungen gegenüberstehen, gab es auch einen Ausblick auf zukünftige Anforderungen an OEMs bezüglich Cybersecurity.
Das General Meeting vom 4. September fand in Utrecht statt. Ausgerichtet wurde es von Bovag, der Branchenorganisation der Niederlande mit rund 8000 Mitgliedern (bovag.nl). Während der Sitzung hatten alle anwesenden Organisationen und Verbände Zeit, um die aktuellen Herausforderungen und Erkenntnisse in ihrem Heimmarkt vorzutragen. Dabei zeigte sich, dass die präsentierten Themen sehr einheitlich waren:
- Stark gestiegene Ersatzteilpreise
- Fachkräftemangel
- Hohe Anforderungen der Versicherungen bei gleichzeitig tiefen Vergütungen
- Umwelttechnische Aspekte
- Mitgliederschwund, u.a. durch Betriebsaufgaben
Im Anschluss brachten Vorträge weitere Einblicke in Themen in den Märkten und im EU-Parlament.
Umwälzungen bei der Fahrzeugdiagnose im Anmarsch
So befasste sich Dominik Lutter mit zukünftigen Anforderungen an die Cybersecurity im Diagnosebereich der Fahrzeuge. Seit Juli 2024 dürfen in der EU nur noch Fahrzeuge homologiert werden, deren Hersteller hinsichtlich eines Cybersecurity-Managementsystems (CSMS) zertifiziert wurden und die sichere Over-the-Air-Updates (OTA) gewährleisten können (UNECE-Regelung R 155). Die Regelung R 155 verlangt zudem ein kontinuierliches Risikomanagement über den gesamten Fahrzeuglebenszyklus hinweg.
Um dies gewährleisten zu können, werden sich künftig (Zeitpunkt noch unbekannt) Diagnosegeräte für das Auslesen zwingend mit dem Server des Herstellers verbinden müssen. Jede Diagnoseabfrage eines Fahrzeugs wird dem Hersteller bekannt sein, weshalb es dann z.B. nicht mehr möglich sein wird, einen Fehlercode rasch zu löschen, ohne vorher eine Verbindung zum Server des Herstellers aufzubauen. Dies wird zu diversen Problemen führen, insbesondere für Pannendienste und bei Arbeiten in einer Tiefgarage oder an Orten ohne Internetverbindung. Die Unternehmen werden den gesamten Betrieb vernetzen müssen, was mit teils grossen Kosten verbunden sein wird.
In einem weiteren Vortrag erklärte Natasja De Leeuw, wie Eurogarant-Betriebe in Belgien für ihre ausgeführten Arbeiten dem Kunden eine Garantie abgeben und im Falle einer nötigen Nachbesserung (unter bestimmten Voraussetzungen) die Kosten übernehmen.
Blicke hinter die Kulissen
Am zweiten Tag erhielten die Delegierten die Möglichkeit, bei zwei Betrieben hinter die Kulissen zu schauen. Innovam International in Utrecht (innovam-international.com) ist ein seit 70 Jahren spezialisierter Betrieb für internationale Kurse in den Bereichen Automobil, Zweirad und Marine. Innovam arbeitet für Hersteller (OEM) und Importeure sowie für die Berufsausbildung. Auf die Vorstellung der Funktionsweise des Betriebs folgte ein Rundgang durch die Werkstätten. Höhepunkt war die Besichtigung des Green-Room-Studios und des Schneideraums, wo Online-Lösungen wie e-Learning Module, Schulungsvideos, Schulungsapplikationen und AR-/VR-Animationen produziert werden.
Die zweite Betriebsbesichtigung fand in einem Grossbetrieb statt, nämlich bei Van Mossel Autoschade Utrecht. Van Mossel (vanmossel.nl) betreibt mehrere Filialen, hauptsächlich in Nordeuropa, und bietet einen vollumfänglichen Mobilitätsdienst an. Dazu gehören Verkauf, Leasing, Versicherungsleistungen, Mietwagen, Reparaturen, usw. Der besuchte Reparaturbetrieb in Utrecht ermöglichte einen tiefen Einblick in die optimierten und digitalisierten Prozesse im Reparaturbereich und vermittelte viele Informationen rund um die allgemeine Betriebsführung.●
Text und Bilder: Frédéric Henguely