Heisser Asphalt, steile Kurven und schmucke Villen entlang der Rennstrecke: Klingnau bietet eine Monaco-ähnliche Kulisse für Seifenkistenrennen. Am 15. Juni 2025 hat sich Fabrizio Bachmann hier zum Schweizermeister gefahren. Den «Schönheitswettbewerb» gewann die Kiste von Eric Di Paola. Mit diesem Spezialpreis will carrosserie suisse die Kreativität und das technische Verständnis der jüngsten Generation fördern.
Das Seifenkisten-Weekend in Klingnau würde in jede «The Fast and The Furious»-Folge passen: schnittige selbstgebaute Flitzer, junge Heldinnen und Helden, halsbrecherische Hindernisse – und ein Wetter, das sich wie ein Showdown inszenierte. Zwei Tage lang brannte die Sonne gnadenlos, bis der Himmel zusammenbrach. Bevor die Rangverkündigung der Schweizermeisterschaften im Seifenkistenrennen starten konnten, retteten sich alle blitzschnell ins Gastrozelt. Denn plötzlich lieferten sich auch Wind und Platzregen ein spektakuläres Kopf-an-Kopf-Rennen.
Zwei Berner auf den Podestplätzen
Umso lauter jubelten die Sieger, als sie ihre Preise entgegennehmen durften: Der neue Schweizermeister heisst Fabrizio Bachmann, Jahrgang 2012, und kommt aus dem bernischen Schwendibach. Er erreichte zugleich eine Rekordzeit im dritten Lauf. Der letztjährige Schweizermeister Orlando Weibel, Jahrgang 2012, aus Urdorf, raste immerhin auf Platz zwei. Mit Geschick steuerte sich Nils Meyer, Jahrgang 2013, ebenfalls aus Schwendibach, auf den dritten Podestplatz – womit das Klischee «Berner sind langsam» definitiv widerlegt wäre (Podestplätze im Bild).
Am Derby am 14. Juni bretterten rund 60 Kinder den Hang hinunter. Für die Schweizermeisterschaften am 15. Juni qualifizierten sich 47 junge Pilotinnen und Piloten. 2019 hat das OK um Präsident Peter Schödler die alte Jungwacht-Seifenkistentradition wieder zum Leben erweckt. Seither hat der Wettbewerb schon fünf Mal in Klingnau stattgefunden und Kultstatus in der Community erreicht.
Attraktive Plattform für junge Talente
«Mit ihren Kurven und der breiten Strecke und dem Gefälle bietet Klingnau eine abwechslungsreiche Rennstrecke. Das war wohl mit ein Grund, weswegen uns die IG Seifenkisten Derby Schweiz für die Schweizermeisterschaften angefragt hat», sagte Peter Schödler stolz. Klar, dass sein Team bei der Organisation tatkräftige Unterstützung erhielt – von der Jungwacht Blauring Klingnau und eben der IG Seifenkisten Derby Schweiz.
Als Sponsor der IG Seifenkisten Derby Schweiz zeigte auch carrosserie suisse entlang der Rallye Präsenz. «Wenn ich sehe, wie die jungen Leute kreativ mit ihren Kisten umgehen, gibt mir das Hoffnung für die Zukunft», schwärmte Michael Hallauer, Sektionspräsident von carrosserie suisse Aargau.
Mit der Carrosserie Wendel AG stellte ein Mitgliedsbetrieb einen Boxenstopp-Stand auf. «Ich konnte viele Gespräche mit Familien führen. Solche Anlässe sind wichtig, um den Nachwuchs für die Carrosserie-Branche zu begeistern», meinte Werkstattchef Rolf Vögeli, der früher selbst Seifenkistenrennen fuhr.
Ist Schönheit zeitlos?
Welche Kisten sind besonders durch ihre originelle Konstruktionskunst aufgefallen? Den elegantesten Auftritt legten dieselben drei hin, welche die Blicke schon im Vorjahr auf sich zogen: Gold in der Kategorie «Schönheit» gewann der Hingucker von Eric Di Paola aus Mönchaltdorf, Jahrgang 2017. Es folgten Lars Wirth aus Meerenschwand, Jahrgang 2011, und Yaris König aus Basel, Jahrgang 2011.
Mit dem «Designpreis» will carrosserie suisse jungen Talenten Rückenwind geben: Kreatives Handwerk und Innovationsgeist sind Schlüsselkompetenzen von morgen.
Text: Stephan Lehmann