Lack, Lasur, Lehrzeit und Lorbeeren – Glanz in Uster


Zürich

Angelo Cacciapaglia (links) überreicht Karokh Aula die Urkunde. Der junge Mann ist jetzt Carrosseriereparateur – ein Beruf mit Zukunft und, dank ihm, mit Vorbildern.

Wo einst Soldaten exerzierten, wird heute getöpfert, gestrickt und gemalt – oder eben gefeiert. Denn kürzlich diente das ehemalige Zeughaus Uster dem letztgenannten Zweck: «Carrosserie Suisse Zürich» lud zur Diplomfeier – und das bereits zum zweiten Mal nach 2024. Rund 130 frischgebackene Berufsleute und 340 Gäste folgten der Einladung auf das Areal für Kultur und Begegnung. Der Grund für den Ortswechsel ist schnell erklärt: Die STFW in Winterthur, traditioneller Austragungsort, wird derzeit umgebaut – und ist als Festlokal bis auf Weiteres nicht einsatzfähig.

Also raus aus der Schule – und rein ins Freie. Bei schönstem Sommerwetter flanierten die Gäste zwischen Prüfungsstücken und Werkbeispielen, die auf dem Gelände inszeniert waren – und liessen sich von der positiven Energie der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen anstecken. Besonders glänzen konnten die Carrosserielackierer/innen: Sechs schlossen mit der Note 5,0 ab, zwei sogar mit 5,1. Bei den «Lackierassistenten EBA» setzte sich Leonis Malaj mit einer 5,0 an die Spitze. Und Nicola Loris Mezzadri stach bei den Fahrzeugschlossern mit einer 5,5 regelrecht heraus.

Uster war auch ein Moment mit Symbolkraft – und ordentlich «Blechgeruch» in der Luft: Zum ersten Mal standen an einer offiziellen Diplomfeier Carrosseriereparateure auf der Bühne. 24 an der Zahl, die ersten überhaupt, die mit der neue Berufslehre gestartet sind. Nun haben sie abgeliefert – wortwörtlich. Allen voran Karokh Aula. Durchschnittsnote 5,0. Bester seines Fachs. Der Applaus? Verdient. Die Leistung? Beeindruckend. Und doch gibt sich der junge Mann bescheiden. «Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, in der Schule und im Betrieb», sagt er. Der Satz klingt schlicht – und offenbart doch eine Haltung, die man nicht in jeder Werkstatt findet.

Was den Unterschied machte? «Mein Lehrmeister und der Chef haben mich unterstützt, wo sie nur konnten – und mir schöne Arbeiten gegeben.» Schöne Arbeiten – das meint im Jargon der Spengler nicht etwa das Auswechseln oder Polieren von Zierleisten, sondern echte Verantwortung. Ein Schweller hier, ein Kotflügel da. Kein Pseudojob zum Mitlaufen. Karokh durfte ran – und hat keinen enttäuscht.

Dabei war für alle Beteiligten vieles neu. Denn diese Ausbildung ist ein noch junges Pflänzchen im Dickicht der handwerklichen Ausbildungen – eingeführt erst vor drei Jahren. Auch für Luciano Poppi bedeutete das Neuland. Der 61-Jährige unterrichtet an der STFW Winterthur und kennt das Spenglerhandwerk aus dem Effeff – von der groben Richtbank bis zur feinen Kante an der Türfalz. Ein Mann mit Schalk, Erfahrung und Bodenhaftung. «Wissen Sie», sagt er mit typischem Poppi-Lächeln, «am Anfang haben wir alle ein bisschen im Dunkeln getappt. Keine Vorbilder, keine alten Prüfungen, keine Erfahrungswerte. Aber wir haben es hingekriegt.»

Und wie: Die Abschlussresultate der Klasse sprechen eine deutliche Sprache – gute Noten, motivierte Gesichter, ehrlicher Stolz.

Text: Sektion Zürich, Heinz Schneider / Bilder: Irene Schneider

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